Was ist die Oakeshott-Typologie?

Die Oakeshott-Typologie repräsentiert ein innovatives Klassifikationssystem, das von Ewart Oakeshott entwickelt wurde und sich als Referenz für das Studium der europäischen mittelalterlichen Schwerter etabliert hat. Diese Methode wird von Archäologen und Historikern breit genutzt und ermöglicht die Kategorisierung von Schwertern, basierend vor allem auf ihren morphologischen Merkmalen, wobei sowohl die Klinge als auch andere Komponenten berücksichtigt werden.

Oakeshott-Schwert

Ursprung und Ziele des Systems

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Figuren wie Jan Petersen begonnen, Typologien für Wikinger-Schwerter zu etablieren, wobei der Fokus hauptsächlich auf dem Griff und der Klinge lag. Es war jedoch Ewart Oakeshott, der diesen Ansatz erweiterte, indem er alle Teile des Schwertes in seine Klassifikation einbezog. Sein System berücksichtigt Elemente wie das Profil, den Querschnitt, die Länge, die Kerben, die Spitze, den Griff und den Zweck des Schwertes.

Die Hauptziele der Oakeshott-Typologie umfassen:

  • Medieval Schwerter präziser zu identifizieren und zu datieren, hauptsächlich aus den Jahrhunderten XI bis XVI.
  • Ein Studienwerkzeug für Fachleute und Interessierte, die sich mit historischer Fechtkunst und mittelalterlicher Bewaffnung beschäftigen, bereitzustellen.
  • Einen ganzheitlichen Ansatz zu bieten, der über die traditionellen Parameter der Zeit hinausgeht.

Funktionsweise der Oakeshott-Typologie

Die Oakeshott-Typologie basiert auf der wikingerischen Klassifikation von Petersen und vereint spätwikingerische und frühmittelalterliche Schwerter. Dieses System gruppiert die Schwerter in Haupttypen, die von X bis XXII nummeriert sind. Außerdem werden Varianten eingeführt, indem Buchstaben zu den Haupttypen hinzugefügt werden, wie z.B. XVIIIa oder XXa. Die Typologie wird definiert durch:

  • Profil und Querschnitt der Klinge: bestimmt, ob das Schwert besser zum Schneiden oder zum Stechen geeignet ist.
  • Länge und Breite der Klinge: allgemeine Abmessungen, die das Schwert charakterisieren.
  • Kerben: Rillen, die die Struktur verstärken und das Gewicht reduzieren.
  • Form und Schärfe der Spitze: gibt an, ob das Schwert zum Durchdringen von Rüstungen oder zum Schneiden entworfen wurde.
  • Griff und Parier: sekundäre, aber relevante Aspekte zur Datierung und Klassifizierung der Schwerter.

Die Komplexität und der Reichtum dieses Systems machen es anpassungsfähig, sodass Forscher die Schwerter dieser dynamischen Periode effizient klassifizieren können.

Bedeutung und Anwendungen

Die Oakeshott-Typologie hat sich als unentbehrliches Werkzeug bei der Erforschung mittelalterlicher Schwerter etabliert, indem sie ermöglicht:

  • Datierung historischer Funde zu präzisieren.
  • Technologische und militärische Entwicklungen in Europa von optimierten Schneidklingen bis hin zu Schwertern, die in der Lage sind, Rüstungen zu durchdringen, zu verstehen.
  • Ein internationaler Standard bereitgestellt, der von Fachleuten verwendet und aktualisiert wird.

Oakeshott betonte, dass sein System eine flexible Anleitung ist, die die inhärente Vielfalt der mittelalterlichen Bewaffnung anerkennt, was eine realistischere und angepasste Analyse der Schwerter ermöglicht.

Verbindung zu Wikinger-Schwertern

Obwohl die Typologie hauptsächlich auf mittelalterliche Schwerter ausgerichtet ist, umfasst sie auch den Übergang von Wikinger-Schwertern, wobei Typ X das Bindeglied zwischen beiden Perioden darstellt. Dies erleichtert die Nachverfolgung der Bewaffnungsentwicklung von der Wikingerzeit bis ins Mittelalter.

Mittelalterliches Oakeshott-Schwert

Wesentliche berücksichtigte Merkmale

  • Klingenprofil
  • Querschnitt
  • Länge der Klinge
  • Anzahl und Form der Kerben
  • Form der Spitze
  • Art des Griffs und der Knauf
  • Durchschnittsgewicht
  • Primäre Funktion (Schneiden oder Stechen)
  • Verwendungszeitraum

Die Oakeshott-Typologie bleibt ein entscheidendes Instrument zum Studium und zum Verständnis der europäischen mittelalterlichen Bewaffnung, indem sie einen umfassenden Ansatz integriert, der die Einschränkungen früherer Klassifikationen überwindet.

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